Midnight spezial
Hanseat, Salzwedel 19.07.03
Ein Abend mit Pete Gavin & Shanghai Bluesgang im Hof des Hanseates.
Ein schwüler Sommerabend an dem sich etwa 50 Gäste zu leiser Bluesmusik zum Stelldichein gefunden haben.
Der Londoner Pete Gavin der seit 16 Jahren in Berlin seine Zelte aufgeschlagen hat, stattete Salzwedel einen Eintrittfreien Blues Ausflug ab.
Seine 1933 National Duolian Gitarre im Gepäck, die so rostig und weit gereist aussieht, wie die lächelnden Falten im Gesicht Gavins.
Der Mann spielt eine der besten Slidegitarren, in Deutschland darin sind sich die Kritiker zumindest einig.
Sitzt man in seiner Nähe spürt, riecht man den Blues der aus den Poren dieses Mannes dringt.
Langsam und einfühlsam, nimmt er Besitz, umringt den Hörer und macht sich langsam , aber sicher auf den Weg in die Blutbahnen des Körpers. Midnight spezial, ein Song über einen Mann im Gefängnis, findet den Weg aus den kleinen Boxen auf der Sommerterrasse des Hanseates. Der Hörer beginnt den Herzschlag des Gefangenen zu hören, hört die leise schlurfenden Schritte, sieht das Gesicht. Midnight spezial summt Gundi Brückner, behutsam vor sich hin. Leise schabt der Schlagzeuger auf seiner snare, die auf einem bierfass einen platz gefunden hat.
Die Füße der Besucher setzten sich in Bewegung, wie ein Buschbrand breiten sich die Melodien aus, die Lippen bewegen sich und summen oder singen den Text des Evergreens mit.
Die bunten Scheinwerfer erhellen den kleinen Hof, tauchen in verträumtes Licht und spätestens jetzt wird klar, hier sitzt ein Profi vor den Gästen, der genau weiß, wie man Gäste in Extase bringt. Erinnerungen an alte Bluesveteranen wie Furry Lewis und Johnny Rivers wurden mit Leben erweckt. Mit neuzeitlichen Musikern wie Danko Jones oder Jack Johnson des Blues und Folkgeneres kann Pete Gavin auch mit 53 Jahren es locker aufnehmen. Midnight spezial, eine besondere Nacht.
Bernd Zahn