"Im Blues liegt Stärke"
Im RUNDSCHAU-Gespräch: Musiker Pete Gavin aus Berlin gibt Konzert in Schlepzig
Pete Gavin bringt den Blues in den Spreewald. Der Musiker aus Berlin kommt am heutigen Samstag, 7. Juli, mit Gitarre und Mundharmonika in den Gasthof zum Unterspreewald nach Schlepzig und gibt ein Konzert. Die RUNDSCHAU sprach mit Pete Gavin über die Liebe zum Blues, den Ausstieg aus der Physik und Zeiten auf der Straße.
Pete Gavin, Sie bringen den Blues in den Spreewald. Passt Blues in die Idylle dieser Landschaft?
Ich denke schon. Der Spreewald hat irgendetwas von den Sümpfen in
Louisiana im Süden der USA, da wo der Louisiana Blues mit seinen
langsamen Rhythmen und seinem dunklen Klangbild herkommt. Und wie
Louisiana ist auch der Spreewald eine wirtschaftlich nicht so starke
Region. Und dann die Gurken, ach die Gurken.
Wie sind Sie eigentlich zum Blues gekommen?
Blues gehört seit den 1960er-Jahren zu meinem Leben. Ich stamme aus
London, bin dort irgendwann in die Folk-Blues-Szene rund um Soho
hineingeraten und habe mit Musikern wie Keith Relf und Spencer Davies
gespielt. Fast alle großen britischen Bands waren damals fasziniert vom
Blues und haben ihre Karrieren mit dieser Musik begonnen. Ich denke da
beispielsweise an die Rolling Stones oder auch Fleetwood Mac.
Was fasziniert Sie an der Bluesmusik?
Am Blues fasziniert mich die Stärke in der Musik. Mit einfachen Mitteln kann man starke Gefühle ausdrücken.
Auf Ihrer Homepage www.petegavin.de haben Sie einen Blues-Blog. Worüber schreiben Sie im Internet?
Es ist mehr eine Art Tagebuch, das ich da führe.
Sie schreiben aber auch über die Blues-Szene in Deutschland?
Aber klar, denn es gibt eine Blues-Szene in Deutschland, und die ist sehr gut.
Der Blues als Kraftquelle wird für viele Menschen wieder
wichtiger, weil es eine neue Sehnsucht nach Musik gibt, die auf
irgendeine Weise verwurzelt ist. Können Sie das Wesen des Blues
beschreiben?
Ursprunglich war der Blues die Musik der Sklaven in den Südstaaten der
USA, dort, wo der Mississippi Delta Blues entstand. Mitte des
vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich der Chicago Blues als
Arbeitermusik in den großen Industriestädten Amerikas. Und Mitte der
1960er-Jahre entdeckten auch viele weiße britische Musiker den Blues für
sich und reimportierten ihn in die USA. Es entwickelten sich im Laufe
der Zeit ganz viele Formen des Blues wie beispielsweise auch der Texas
Blues oder der West Coast Blues.
Die US-amerikanische Sängerin Janis Joplin hat einmal gesagt: Das
Publikum will Bluessänger bemitleiden. Wollen Sie auch von Ihrem
Publikum bemitleidet werden?
Ach nein, das nicht. Ich versuche, mein Publikum zu unterhalten. Bemitleidet zu werden, ist nicht so gut.
Sie gehören zu den besten Slide-Gitarristen Deutschlands,
"erkennbar an dem wunderbar vollklingendem perlenden Sound", schwärmt
die Berliner Morgenpost. Wie haben Sie das Slide-Gitarrespielen gelernt?
Ich habe mir als Autodidakt das Gitarrespielen beigebracht. Der
charakteristische Ton, der dabei entsteht, wenn man das Bottleneck über
die Stahlsaiten der Gitarre gleiten lässt, hat mich fasziniert.
Sie haben einige Jahre als Physiker gearbeitet, bevor Sie eine
Musikerkarriere starteten. Was hat der Physiker Pete Gavin damals dem
Musiker Pete Gavin mit auf den Weg gegeben?
Vielleicht etwas Disziplin. Ansonsten war die Denkweise des Physikers
völlig anders als die des Musikers. Obwohl die Jagd nach dem Ursprung
eines Liedes hat auch irgendetwas Wissenschaftliches an sich.
Womit haben Sie sich als Physiker beschäftigt?
Unter anderem mit der Tieftemperaturforchung.
Und warum haben Sie Anfang der 1980er-Jahre Ihren Job als Physiker
aufgegeben und sind dann um die Welt gereist und haben Musik gemacht?
Musik gehörte schon immer zu meinem Leben, die Physik kam erst später
dazu. Irgendwann kam mir aber der Horizont, den ich als rationaler
Physiker hatte, etwas beschränkt vor. Da habe ich erkannt, dass ich nur
dieses eine Leben habe und ich unbedingt etwas ändern muss.
Sie waren als Straßenmusiker unterwegs. Wie war das?
Ich bin viel gereist, tourte durch Europa, die USA und Japan und habe
dabei als Gitarrist und Mundharmonikaspieler unwahrscheinlich viel
gelernt. Ich habe mit allen Sinnen die Welt genossen, obwohl das Leben
auf der Straße eine sehr harte Schule war.
Waren Sie den Menschen böse, die Ihnen kein Geld in den Hut geworfen haben?
Ich hätte sie alle umbringen können. Doch da war der Blues.
Zum Thema:
Das Wort Blues leitet sich von der englischen Beschreibung "I've
got the blues" beziehungsweise "I feel blue" (übersetzt: "Ich bin
traurig.") ab. "I've got the blues" (übersetzt: "Ich bin
niedergeschlagen.") ist ein Satz, dessen Bedeutung zu Beginn des 20.
Jahrhunderts vor allem in der Musik umgesetzt wurde.
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