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07. Juli 2012, 02:59 Uhr

"Im Blues liegt Stärke"

Im RUNDSCHAU-Gespräch: Musiker Pete Gavin aus Berlin gibt Konzert in Schlepzig

Pete Gavin bringt den Blues in den Spreewald. Der Musiker aus Berlin kommt am heutigen Samstag, 7. Juli, mit Gitarre und Mundharmonika in den Gasthof zum Unterspreewald nach Schlepzig und gibt ein Konzert. Die RUNDSCHAU sprach mit Pete Gavin über die Liebe zum Blues, den Ausstieg aus der Physik und Zeiten auf der Straße.

Pete Gavin aus Berlin bringt seinen unverwechselbaren Bluessound in den Spreewald. Foto: Klaus Reischle Foto: Klaus Reischle

Pete Gavin, Sie bringen den Blues in den Spreewald. Passt Blues in die Idylle dieser Landschaft?
Ich denke schon. Der Spreewald hat irgendetwas von den Sümpfen in Louisiana im Süden der USA, da wo der Louisiana Blues mit seinen langsamen Rhythmen und seinem dunklen Klangbild herkommt. Und wie Louisiana ist auch der Spreewald eine wirtschaftlich nicht so starke Region. Und dann die Gurken, ach die Gurken.

Wie sind Sie eigentlich zum Blues gekommen?
Blues gehört seit den 1960er-Jahren zu meinem Leben. Ich stamme aus London, bin dort irgendwann in die Folk-Blues-Szene rund um Soho hineingeraten und habe mit Musikern wie Keith Relf und Spencer Davies gespielt. Fast alle großen britischen Bands waren damals fasziniert vom Blues und haben ihre Karrieren mit dieser Musik begonnen. Ich denke da beispielsweise an die Rolling Stones oder auch Fleetwood Mac.

Was fasziniert Sie an der Bluesmusik?
Am Blues fasziniert mich die Stärke in der Musik. Mit einfachen Mitteln kann man starke Gefühle ausdrücken.

Auf Ihrer Homepage www.petegavin.de haben Sie einen Blues-Blog. Worüber schreiben Sie im Internet?
Es ist mehr eine Art Tagebuch, das ich da führe.

Sie schreiben aber auch über die Blues-Szene in Deutschland?
Aber klar, denn es gibt eine Blues-Szene in Deutschland, und die ist sehr gut.

Der Blues als Kraftquelle wird für viele Menschen wieder wichtiger, weil es eine neue Sehnsucht nach Musik gibt, die auf irgendeine Weise verwurzelt ist. Können Sie das Wesen des Blues beschreiben?
Ursprunglich war der Blues die Musik der Sklaven in den Südstaaten der USA, dort, wo der Mississippi Delta Blues entstand. Mitte des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich der Chicago Blues als Arbeitermusik in den großen Industriestädten Amerikas. Und Mitte der 1960er-Jahre entdeckten auch viele weiße britische Musiker den Blues für sich und reimportierten ihn in die USA. Es entwickelten sich im Laufe der Zeit ganz viele Formen des Blues wie beispielsweise auch der Texas Blues oder der West Coast Blues.

Die US-amerikanische Sängerin Janis Joplin hat einmal gesagt: Das Publikum will Bluessänger bemitleiden. Wollen Sie auch von Ihrem Publikum bemitleidet werden?
Ach nein, das nicht. Ich versuche, mein Publikum zu unterhalten. Bemitleidet zu werden, ist nicht so gut.

Sie gehören zu den besten Slide-Gitarristen Deutschlands, "erkennbar an dem wunderbar vollklingendem perlenden Sound", schwärmt die Berliner Morgenpost. Wie haben Sie das Slide-Gitarrespielen gelernt?
Ich habe mir als Autodidakt das Gitarrespielen beigebracht. Der charakteristische Ton, der dabei entsteht, wenn man das Bottleneck über die Stahlsaiten der Gitarre gleiten lässt, hat mich fasziniert.

Sie haben einige Jahre als Physiker gearbeitet, bevor Sie eine Musikerkarriere starteten. Was hat der Physiker Pete Gavin damals dem Musiker Pete Gavin mit auf den Weg gegeben?
Vielleicht etwas Disziplin. Ansonsten war die Denkweise des Physikers völlig anders als die des Musikers. Obwohl die Jagd nach dem Ursprung eines Liedes hat auch irgendetwas Wissenschaftliches an sich.

Womit haben Sie sich als Physiker beschäftigt?
Unter anderem mit der Tieftemperaturforchung.

Und warum haben Sie Anfang der 1980er-Jahre Ihren Job als Physiker aufgegeben und sind dann um die Welt gereist und haben Musik gemacht?
Musik gehörte schon immer zu meinem Leben, die Physik kam erst später dazu. Irgendwann kam mir aber der Horizont, den ich als rationaler Physiker hatte, etwas beschränkt vor. Da habe ich erkannt, dass ich nur dieses eine Leben habe und ich unbedingt etwas ändern muss.

Sie waren als Straßenmusiker unterwegs. Wie war das?
Ich bin viel gereist, tourte durch Europa, die USA und Japan und habe dabei als Gitarrist und Mundharmonikaspieler unwahrscheinlich viel gelernt. Ich habe mit allen Sinnen die Welt genossen, obwohl das Leben auf der Straße eine sehr harte Schule war.

Waren Sie den Menschen böse, die Ihnen kein Geld in den Hut geworfen haben?
Ich hätte sie alle umbringen können. Doch da war der Blues.

Zum Thema:
Das Wort Blues leitet sich von der englischen Beschreibung "I've got the blues" beziehungsweise "I feel blue" (übersetzt: "Ich bin traurig.") ab. "I've got the blues" (übersetzt: "Ich bin niedergeschlagen.") ist ein Satz, dessen Bedeutung zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in der Musik umgesetzt wurde.

Mit Pete Gavin sprach Thomas Seifert

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